Ludwigshafen

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Am Ludwigshafener Rathausplatz befindet sich seit dem 19.Juli 1993 eine Gedenkstele für die deportierten Sinti und Roma. Sie steht am historischen Ort des ehemaligen Hauptbahnhofs, von dem aus die Mai-Deportationen 1940 vollzogen werden.

Rathausplatz

Das Denkmal befindet sich am Ludwigshafener Rathausplatz, am Ort des früheren Hauptbahnhofs, von dem aus Sinti und Roma im Mai 1940 deportiert wurden. Es besteht aus einer roten Sandstein-Stele und einer darauf angebrachten Bronzetafel mit folgender Inschrift:

"Zum Gedenken, an die Deportation; der Sinti und Roma; aus der Pfalz; Nordbaden; und Rheinhessen; vom früheren Hauptbahnhof Ludwigshafen/Rhein die Konzentrationslager in Polen; am 16. Mai 1940."

  • Lage

    Rathausplatz
    67059 Ludwigshafen

  • Einweihung

    19. Juli 1993

Beschreibung: Das Denkmal befindet sich am Ludwigshafener Rathausplatz, am Ort des früheren Hauptbahnhofs, von dem aus Sinti und Roma im Mai 1940 deportiert wurden. Es besteht aus einer roten Sandstein-Stele und einer darauf angebrachten Bronzetafel mit folgender Inschrift:

„Zum Gedenken; an die Deportation; der Sinti und Roma; aus der Pfalz; Nordbaden; und Rheinhessen; vom früheren Hauptbahnhof Ludwigshafen/Rh; in die Konzentrationslager in Polen; am 16. Mai 1940.“

NS-Geschichte Ludwigshafens: Am 16.Mai 1940 wurden erstmals ganze Familien durch die Nationalsozialisten deportiert, worunter sich auch Sinti und Roma aus Ludwigshafen befanden. Sie wurden zunächst zusammen mit den anderen Sinti und Roma der Region in das Sammellager Hohenasperg verschleppt. Dort mussten sie erniedrige „Untersuchungen“ und Klassifizierungen durch die „Rassenhygieniker“ der Nationalsozialisten über sich ergehen lassen. Vom 22. bis 25.Mai 1940 folgte schließlich die Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager im besetzten Polen.

Unter den Deportierten aus Ludwighafen befanden sich auch 30 Kinder und Jugendliche. Unter anderem wurde der erst zwei Monate alte Tassilo Wagner mit seinen beiden Schwestern und seinen Eltern von den Nationalsozialisten verschleppt. Aus dem Gedenkbuch „Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau“ geht hervor, dass die Mutter und die beiden Schwestern dort ermordet wurden. Was mit Tassilo und seinem Vater geschah, ist nicht bekannt, es ist jedoch davon auszugehen, dass auch sie nicht überlebt haben.

Entstehungsgeschichte: Die Initiative für die Errichtung des Denkmals ging vom Landesverband Deutscher Sinti und Roma Rheinland-Pfalz aus. Dessen Vorsitzender Jacques Delfeld wandte sich Ende 1991 an den damaligen Oberbürgermeister Dr. Werner Ludwig mit der Bitte, eine Gedenkstätte für die im Mai 1940 deportierten Sinti und Roma zu errichten. Politik und Stadtverwaltung sicherten innerhalb kurzer Zeit ihre Unterstützung zu. Nachdem als Standort zunächst der Westeingang des Einkaufszentrums „Rathaus-Center“ im Bereich des ehemaligen Hauptbahnhofs ausgewählt worden war, scheiterte dies an dem fehlenden Einverständnis der Eigentümerin. Als Alternative wurde schließlich beschlossen, eine Gedenkstele auf einer Grünfläche neben dem Haupteingang des „Rathaus-Center“ zu errichten. Die finanziellen Mittel wurden im Haushalt der Stadt bereitgestellt.

Das Denkmal wurde vom Steinbildhauer Hans Günther Thiele entworfen. Es wurde am 19.Juli 1993 von Delfeld und Oberbürgermeister Wolfgang Schulte sowie in Anwesenheit des Holocaust-Überlebenden Richard Reinhard eingeweiht. In der „Rheinfalz“ wurde das Engagement der Stadt Ludwigshafen positiv hervorgehoben: „Wie man sich einerseits von einem schrecklichen Kapitel deutscher Geschichte klipp und klar distanziert und andererseits die Gefühle von Opfern und Angehörigen pietätvoll teilt, hat die Stadt Ludwigshafen beispielhaft vorgeführt. Der Gedenkstein für Sinti und Roma, die Opfer der Nazis wurden, ist der erste in Rheinland-Pfalz. Die Stadt kam dem Wunsch nach einem Mahnmal umgehend nach – wissend, dass Vergangenheit so lange nicht einseitig als abgeschlossen erklärt werden kann, so lange sie bei den Betroffenen selbst noch in den Alltag hineinreicht.“