Erinnerung & Gedenken

Erinnerung & Gedenken

Die Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit. Dem Genozid an Sinti und Roma im Nationalsozialismus muss auch in Rheinland-Pfalz in angemessener Weise gedacht werden.

Im Nationalsozialismus wurde der überwiegende Teil der im damaligen deutschen Reich lebenden Sinti und Roma deportiert und ermordet, weswegen von einem Genozid oder Völkermord gesprochen werden muss. Eine angemessene Kultur des Gedenkens und Erinnerns an dieses schreckliche Verbrechen erachten wir als unheimlich wichtig. In diesem Text stellen wir unsere Arbeit in diesem Feld und dahinterstehende Grundprinzipien dar.

Unsere Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit

Unsere Tätigkeiten in diesem Bereich sind vielfältig. Wir richten jährlich Veranstaltungen zu den Gedenktagen am 27.Januar (Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus), am 16.Mai (Tag der systematischen Verschleppung der norddeutschen Sinti und Roma in die Lager und Ghettos des besetzten Polens im Jahr 1940) und am 2.August (Internationaler Tag des Gedenkens an den Genozid an den Sinti und Roma) aus. Wir sind außerdem in diversen Gedenkgremien und stehen im Austausch mit dem NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz, anderen Organisationen und der Politik, um uns dafür einzusetzen, dass ein vielfältiges und angemessene Erinnerungskultur an den Völkermord an Sinti und Roma auch in unserem Bundesland zur Realität wird. Hierbei konnten wir bereits wichtige Erfolge erzielen: Das Gedenken an den Genozid an Sinti und Roma erhielt seinen festen Platz im NS-Dokumentationszentrum Rheinland-Pfalz, in der Gedenkstätte KZ Osthofen. Zudem wurden Orte oder Tafeln des Gedenkens in Koblenz, Landau, Ludwigshafen, Mainz, Pirmasens, Trier und Worms eingeweiht. Neben der Tätigkeit in Rheinland-Pfalz tauschen wir uns mit den anderen Landesverbänden aus, um bundesweite Erinnerungsprojekte zu koordinieren.

Prinzipien unserer Erinnerungsarbeit

Edgar Bamberger hat im Jahr 1994 im Namen des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma einige Grundprinzipien der Erinnerungs- und Gedenkstättenarbeit formuliert, die auch wir für weiterhin wichtig und aktuell halten. Daher werden hier einige zentrale Punkte aufgeführt: Der Genozid an den Sinti und Roma muss in historischer Einheit mit dem Holocaust an Jüdinnen und Juden betrachtet werden. Beide hatten die systematische Vernichtung ganzer Volksgruppen auf Grundlage der pseudowissenschaftlichen „Rassenlehre“ zum Ziel.

Der Genozid soll in Gedenkveranstaltungen und an Gedenkstätten, wo dies vom Umfang her möglich ist, in seiner ganzen Komplexität aufgearbeitet werden. Dazu gehört einerseits die Darstellung des stufenweisen Prozesses des Völkermordes von Ausgrenzung, über Deportation hin zu der Vernichtungspolitik. Ebenfalls ist auf die verschiedenen Zahnräder der Politik im Nationalismus hinzuweisen, die ineinandergriffen: Die ideologische Propaganda, die systematische Planung und Organisierung und die fabrikmäßige Durchführung des Völkermordes.

Die Rolle dieser ideologischen Propaganda macht einen verantwortungsvollen Umgang mit NS-Dokumenten umso wichtiger. NS-Dokumente dürfen in Gedenkstätten nicht unkommentiert präsentiert werden, da die Sprache, die wir benutzen, die Wirklichkeit immer beeinflusst. Daher muss immer deutlich gemacht werden, dass die Beschreibungen der Nationalsozialisten von Sinti und Roma und angeführte Begründungen für den Umgang mit ihnen keinen Bezug zur Realität aufwiesen, sondern lediglich die Täterperspektive abbilden. Diese darf in der Gesellschaft nicht weiter als gleichgesetzt mit der Wirklichkeit reproduziert werden.

Wir schätzen zudem die Darstellung von Einzelschicksalen betroffener Sinti und Roma als sehr wichtig ein, um eine rein abstrakte Darstellung zu vermeiden. Das Hervorheben von Biografien, die im Nationalsozialismus zerstört wurden, ist ein nachträgliches Zeichen gegen die Entpersonalisierung und Entmenschlichung, die ein entscheidender Aspekt der ideologischen Propaganda der Nationalsozialisten war. Hier gilt es, in einen emphatischen Dialog mit den verbliebenen Zeitzeugen und deren Nachkommen zu gehen. Ein verantwortungsvoller Umgang mit diesem Material ist besonders wichtig.

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