Gedenkstätte Worms
Seit 1994 befindet sich am Denkmal für die Opfer des Faschismus in Worms eine Gedenktafel, die an die im Nationalsozialismus deportierten Wormser Sinti und Roma erinnert.
Otto-Wels-Platz
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Lage
Otto-Wels-Platz
67547 Worms
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Einweihung
19.Oktober 1994
Beschreibung: Die Gedenktafel erinnert an die 71 Sinti und Roma aus Worms, die in der Zeit des Nationalsozialismus deportiert wurden. Die Tafel wurde in das Mahnmal für die Opfer des Faschismus integriert, welches sich in einem Park am Lutherring unweit des Lutherdenkmals in der Wormser Innenstadt befindet. Der Ort des Mahnmals wurde 2013 nach dem ehemaligen SPD-Vorstizenden Otto Wels benannt, der 1933 in der letzten freien Rede im Deutschen Reichstag die Nationalsozialisten scharf kritisierte und danach ins Exil nach Prag ging.
Die Gedenktafel für die deportierten Sinti und Roma ist 3,7 x 2,9 Meter groß, besteht aus Bronze und befindet sich auf der südöstlichen Seite des Mahnmals. Sie trägt folgende Inschrift: „Wider das Vergessen; Zum Gedenken an die Sinti, die hier unter uns lebten – Männer, Frauen und Kinder.; Im Nationalsozialismus wurden sie in die Konzentrationslager deportiert und ermordet.“
NS-Geschichte Worms: Am 16.Mai 1940 wurden erstmals ganze Familien von den Nationalsozialisten deportiert, worunter sich auch Sinti und Roma aus Worms befanden. Diese wurden zusammen mit anderen Sinti und Roma aus der Region zunächst in das Sammellager Hohenasperg verschleppt, wo sie von sogenannten „Rassenhygienikern“ unter menschenunwürdigen Umständen klassifiziert wurden. Von dort aus folgte vom 22.- 25. Mai 1940 die Deportation in die Konzentrations- und Vernichtungslager im besetzten Polen. Im Sinne der sogenannten „Endlösung“ ordnete „Reichsführer SS“ Heinrich Himmler am
16. Dezember 1942 die Deportation aller im Reichsgebiet verbliebenen Sinti und Roma an. Dies betraf auch Wormser Sinti und Roma, unter Anderem die Familie Weiss: Nachdem Mutter und Vater bereits im Oktober 1942 nach Ausschwitz bzw. Dachau deportiert wurden, traf es im März 1943 ihre erst zwei Jahre alte Tochter Erna. In der Folgezeit wurden auch die acht verbliebenen Kinder der Familie Weiss von den Natiolsozialisten deportiert. Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil der Wormser Sinti und Roma in der NS-Zeit ermordet wurde.
Entstehungsgeschichte: Die Initiative für die Anbringung der Gedenktafel ging vom rheinland-pfälzischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma aus. Im Juli 1992 sicherte der damalige Wormser Oberbürgermeister Gernot Fischer dem Verband in Person des ersten Vorsitzenden Jacques Delfeld Sr. seine Unterstützung für die Schaffung einer Gedenkstätte zu. Dr. Fritz Reuter, Direktor des Wormser Stadtarchivs, schlug die Anbringung einer eigenen Gedenktafel für die in der NS-Zeit deportierten Wormser Sinti und Roma an das Denkmal für die Opfer des Faschismus am Lutherring vor. Für diesen Vorschlag entschied man sich schließlich im Herbst 1993, nachdem sich auch der Landesverband dafür ausgesprochen hatte. Nachdem die Frage der Finanzierung der Gedenktafel geklärt war, wurde sie am 19. Oktober 1994 eingeweiht. An der Feierlichkeit nahm neben Oberbürgermeister Fischer und dem Vorsitzenden des Landesverbandes, Delfeld auch der Holocaust-Überlebende und stellvertretende Verbandsvorsitzende Richard Reinhard teil.