Stellenausschreibung: Wissenschaftliche Leitung (m/w/d)
Stellenausschreibung: Wissenschaftliche Leitung (m/w/d) Bewerbungsfrist: 20. Oktober 2024 Dienstort: Heidelberg Unbefristet in Vollzeit, ab 1. Januar 2025, bzw. frühestmöglicher Zeitpunkt
Der Verband Deutscher Sinti & Roma – Landesverband Rheinland-Pfalz mit Sitz in Landau gründete sich 1983 als dritter von neun Landesverbänden im Zentralrat Deutscher Sinti und Roma. Südpfälzer Sinti-Familien hatten den Verein mit dem Ziel ins Leben gerufen eine Selbstvertretung zu organisieren.
Die Bürgerrechtsarbeit konnte seither wichtige Erfolge erzielen, wie z.B. Anerkennung des Völkermordes an Sinti und Roma, Aufhebung der polizeilichen/behördlichen Sondererfassungen und die Rahmenvereinbarung , die der rheinland-pfälzische Landesverband mit dem Land Rheinland-Pfalz 2005 abgeschlossen hat.
Von Anfang an sah der Verband es als eine Hauptaufgabe an, über Rassismus, Rechtsextremismus, Antiziganismus und die Folgen aufzuklären. Durch Aufklärung und Informationen will er Vorurteile abbauen und die gesellschaftlichen Beiträge der Minderheit für eine Öffentlichkeit sichtbar machen. Vorurteile und Klischees bilden die Grundlage für die individuelle und strukturelle Gewalt, die Sinti und Roma erfahren. Antiziganismus basiert auf über Jahrhunderte gewachsenen Denk- und Vorurteilsstrukturen. Diese konstruieren ein fiktives „Zigeuner“-Bild und schreiben diesem pauschal negative Eigenschaften zu. Von diesen Zuschreibungen sind neben Sinti und Roma auch immer wieder Jenische, Schausteller*innen, Künstler*innen, mobile Handwerker*innen oder Händler*innen betroffen. Diese jahrhundertelange Geschichte von Abwertung übersetzt sich für Sinti und Roma in eine jahrhundertelange Unterdrückungsgeschichte, die in den Völkermord im Nationalsozialismus gipfelte.
Der Verband ist Ansprechpartner für alle Sinti und Roma. Seit dem Jahr 1984 gibt es eine Beratungsstelle in Landau. Der Verband wendet sich an die Öffentlichkeit, um auf Missstände, strukturellen Rassismus und Antiziganismus hinzuweisen. Er berät und unterstützt die Überlebenden des Völkermords, und deren Angehörige, in Fragen der Entschädigung. Lokale Initiativen sind uns ebenso wichtig wie die bundesweite Vernetzung.
Die Bürgerrechtsbewegung Deutscher Sinti und Roma gewinnt Ende der 1970er Jahre an Einfluss. Bereits zuvor hatte es Komitees und Bürgerrechtsvertretungen gegeben. Nun gelingt es jedoch, medienwirksam auf die katastrophale Situation der Sinti und Roma in Deutschland aufmerksam zu machen. Dies ist dem Einfluss jüngerer, nach 1945 geborener Sinti und Roma zu verdanken, die sich vermehrt in der Bürgerrechtsbewegung engagierten.
Der Völkermord an Sinti und Roma während des Nationalsozialismus wurde in der Bundesrepublik lange nicht anerkannt, was sich unter Anderem in ausbleibenden Entschädigungszahlungen für Überlebende und Angehörige widerspiegelte. 1982 erfolgte die Anerkennung des Genozids durch Bundeskanzler Helmut Schmidt, welche 1985 im Rahmen einer Bundestagsdebatte bestätigt wurde. Auf Grundlage der Anerkennung können Entschädigungsverfahren aufgenommen werden.
Der „Verband Deutscher Sinti und Roma – Landesverband Rheinland-Pfalz“ wird am 3. November 1983 gegründet. Er ist zu diesem Zeitpunkt der dritte Landesverband, der dem Dachverband des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma untergliedert ist. Die Initiative geht von Südpfälzer Sinti-Familien aus, weswegen sich der Sitz des Verbandes in Landau befindet.
Eine Beratungsstelle für Sinti und Roma wird im Landesverband Rheinland-Pfalz eingerichtet. Die Minderheit wird in den verschiedenen Lebensbereichen wie Bildungs- und Arbeitsbereich, Wohnsituation oder im Umgang mit Behörden beraten und unterstützt.
Seit 1992 existiert im Frank-Loebsche-Haus in Landau die Dauerausstellung „Die Überlebenden sind die Ausnahme“. Diese wurde im Rahmen des Landauer Modellprojekts entwickelt und gestaltet. Der Landesverband begleitete das Projekt, welches vom Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft gefördert wurde. Zum damaligen Zeitpunkt war die Ausstellung in zweierlei Hinsicht besonders: Erstens war eine Ausstellung über den Völkermord an Sinti und Roma, der lange unterschlagen wurde, an sich schon ungewöhnlich. Zweitens wurde die Perspektive der Überlebenden in den Mittelpunkt gestellt. Dieser Ansatz war unüblich, da in der Regel in Ausstellungen über den Nationalsozialismus die Täterperspektive in Form von NS-Dokumenten und Fotos dargestellt wurde.
Die Aufnahme des Romanes in die „Europäische Charta für Minderheiten- und Regionalsprachen“ sowie die Aufnahme der Sinti und Roma in das „Europäische Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten“ sind wichtige Verdienste der Arbeit des Zentralrates. Hieraus ergeben sich Verpflichtungen für die Bundesrepublik Deutschland, die Minderheitensprache Romanes zu fördern und die Gruppe der Sinti und Roma vor Rassismus zu schützen.
Am 15.Mai 2001 wurde am Frank-Loebsche-Haus in Landau eine Gedenktafel, die an die im Nationalsozialismus deportierten Sinti und Roma erinnert, eingeweiht. Der Landesverband, in Person des damaligen Landesvorsitzenden Jacques Delfeld Sr., hatte sich bereits im Jahr 1997 an die Stadt Landau mit der Bitte gewandt, ein sichtbares Gedenkzeichen zu errichten. Nachdem es zunächst Unstimmigkeiten über den Standort gegeben hatte, wurde dem Wunsch des Landesverbandes und der Überlebenden schließlich entsprochen: Ein Gedenkort in zentraler Lage.
Im Jahr 2005 wurde zwischen dem Landesverband und der Landesregierung Rheinland-Pfalz eine Rahmenvereinbarung abgeschlossen. Diese verpflichtet das Land Rheinland-Pfalz unter anderem, Maßnahmen zum Schutz der Sinti und Roma vor Diskriminierung, zur Aufarbeitung der Geschichte der Minderheit in Schulen und Hochschulen, zur Förderung der Chancengleichheit und zur Bewahrung der Minderheitensprache Romanes zu ergreifen. Der Landesverband hatte zuvor mehr als ein Jahrzehnt auf den Abschluss eines solchen Abkommens hingewirkt.
Der Landesverband schaltet am 14. Juni 2022 die regionale "Melde- und Informationsstelle für Antiziganismus" frei (M.I.A.-RLP). Betroffene und Zeugen von antiziganistischen Vorfällen können diese ab sofort via Online-Formular melden und erhalten direkte Hilfe von geschultem Fachpersonal, dass die Einzelfälle kategorisiert, anonymisiert und dokumentiert.
Stellenausschreibung: Wissenschaftliche Leitung (m/w/d) Bewerbungsfrist: 20. Oktober 2024 Dienstort: Heidelberg Unbefristet in Vollzeit, ab 1. Januar 2025, bzw. frühestmöglicher Zeitpunkt
Jacques Delfeld Sr. wird vom rheinland-pfälzischen Landesverband Deutscher Sinti und Roma nach 35 Jahren verabschiedet 16. September 2024 –
In der Schriftenreihe Antiziganismus interdisziplinär der Forschungsstelle Antiziganismus ist jüngst der von Ramdila Mladenova herausgegebene Sammelband „Counterstrategies to the Antigypsy